Dass Musik über Generationen hinweg verbindet, wurde zum Jubiläumskonzert in Bad Herrenalb eindrucksvoll spürbar. Mit einer liebevoll kuratierten Ausstellung und einem fulminanten Konzert feierte 2025 der Musikverein Bad Herrenalb sein 75-jähriges Bestehen. Es war ein Tag, der Brücken zwischen Generationen schlug, Gänsehautmomente bescherte – und das Kurhaus zum Beben brachte.

Jubiläumsausstellung im Kurhaus
Ein echter Schatz für Nostalgiker und Musikliebhaber. In wochenlanger Vorbereitung entstand eine Zeitreise durch sieben Jahrzehnte Vereinsgeschichte. Neben beeindruckenden Fotografien – unter anderem aus dem Archiv von Guido Walther – sind zahlreiche Raritäten zu sehen: alte Instrumente aus den 1950er-Jahren, das erste Kassen- und Schriftführerbuch, originale Bewirtungsbons und sogar alte D-Mark-Scheine. Ein besonderes Highlight ist das Gründungsfoto des Vereins. „Viele kleine Schätze“, wie Melanie Kötz sie nennt, erzählen vom Leben und Wirken der „Bauernkapelle Herrenalb-Gaistal“, wie der Verein ursprünglich hieß und verweist auf die Jubiläumsbroschüre, die jeder Besucher gratis erhält.
Das Konzert, das das Kurhaus zum Beben brachte
Am Abend wurde das Kurhaus zur Bühne für Emotionen und musikalische Glanzleistungen. Das eigens gegründete Projektorchester unter der Leitung von Bernd Stiegeler entführte das Publikum auf einen Streifzug durch sieben Jahrzehnte Musikgeschichte. Der Andrang war riesig – zusätzliche Stühle mussten bereitgestellt, Trennwände geöffnet werden. „So überfüllt habe ich das Kurhaus noch nie gesehen“, sagte Stefan Nofer bewegt.
Auch zahlreiche Ehrengäste waren gekommen, darunter Harald Essig, Präsident des Blasmusikverbands Karlsruhe, Bezirksvorsitzender Karlheinz Pfeiffer sowie die Bürgermeister Klaus Hoffmann (Bad Herrenalb) und Christoph Schaack (Dobel). Alle zollten dem Verein großen Respekt – für das musikalische Niveau ebenso wie für den gelebten Gemeinschaftsgeist. Nach der Begrüßung durch Vorstand Matthias König führten Tobias Siegwart und Angela Hölzer mit Charme und Witz durch den Abend. Musikalisch präsentierte das Projektorchester ein energiegeladenes Potpourri durch die Jahrzehnte – mitreißend, nostalgisch und voller Herzblut.
Von Polka bis Pop – ein Streifzug durch die Musikgeschichte
Den Auftakt bildeten die 1950er-Jahre. „Der 7.7.1950 ist ein historisches Datum für unseren Verein“, erklärte Tobias Siegwart. „Damals gründete Revierförster Heinrich Spring im Forsthaus auf der Oberen Talwiese die 'Bauernkapelle Herrenalb-Gaistal' – angeblich, um der herrschenden Wildschweinplage Herr zu werden.“ Passend dazu erklang die Slavonicka-Polka, gesungen von Jürgen Keller und Guido Walther: „Ein neuer Tag wird dann erst schön, wenn alle Menschen sich gut verstehen.“
Weiter ging es in die 60er-Jahre mit dem swingenden Sound von Blue Hawaii und La Paloma. Fünf Saxophone erzeugten eine Klangwelt voller Fernweh und Nostalgie. Die 70er-Jahre kamen temperamentvoll daher: Tequila, Oye como va und La Bamba animierten zum rhythmischen Mitklatschen. Charmant wurde es mit Schön ist es auf der Welt zu sein von Roy Black und dem Knallroten Gummiboot.
In den 80er-Jahren wurde Rauschende Birken von Ernst Mosch gefeiert – ein Klassiker der Blasmusik. Die 90er und 2000er brachten ein musikalisches Feuerwerk: Pretty Woman, How Do You Do, Let’s Dance – bis hin zu ABBA-Hits wie Mamma Mia und The Winner Takes It All. Als krönender Abschluss ließ Despacito von Luis Fonsi den Saal erbeben. Das Publikum dankte mit tosendem Applaus. Als Zugabe erklang Der Böhmische Traum – die inoffizielle Hymne der Blasmusik – und beschloss den Abend mit stehenden Ovationen.
Ehrungen, die berühren
Besonders gerührt war Doris Mangold, geborene Romoser aus Bad Herrenalb, die heute in Lahr lebt und mit Tochter und Enkelin zum Jubiläum gekommen war: „Mit 15 Jahren bin ich in den Verein eingetreten und ihm bis heute treu geblieben.“ Für 60 Jahre passive Mitgliedschaft wurde sie beim Konzert von Vorstand Matthias König persönlich geehrt. Dirigent Bernd Stiegeler wurde für seine 15-jährige aktive Tätigkeit gewürdigt. Für 25 Jahre aktives Musizieren wurden Nadine Nofer (Trompete), Benjamin Weißinger (Es-Saxophon) und Nadine Koschel (Flöte) ausgezeichnet.
Eine besondere Ehrung erhielt Andreas Nova (Flügelhorn): Für 30 Jahre Vereinszugehörigkeit verlieh ihm der Blasmusikverbabd die Ehrennadel in Gold. Als Vorstand überreichte Matthias König dem Geehrten eine Ehrenurkunde und ernannte ihn zudem zum Ehrenmitglied.
Ein Abend, der bleibt
„In unserer heutigen Zeit muss man solche gemeinsamen Events einfach feiern. Die bauen einen auf und lassen einen all das vergessen, was auf der Welt passiert. Es war ein wunderbarer Abend – und eine große Leistung vom Dirigenten, dieses Projektorchester mit den doch schwierigen Rhythmen zusammenzubringen“, so das schöne Fazit von Edeltraud Busam. Auch Bürgermeister Klaus Hoffmann zeigte sich begeistert:„Mit diesem großartigen Auftaktkonzert hat der Musikverein Bad Herrenalb-Gaistal gezeigt, was ihr Jubiläumsjahr noch bringen wird. Heute Abend gab es hier im Kurhaus überall nur freudige Gesichter. Das verspricht noch einiges. Und deswegen freuen sich schon jetzt alle auf den Sommer und das große Jubiläumsfest vom 11. bis 13. Juli auf der Talwiese.“