Die Keimzelle des Ortes Bad Herrenalb ist das von Graf Berthold III. von Eberstein gründete Kloster Alba Dominorum, das er den Zisterziensern übergibt, deren Werte und Innovationen noch heute faszinieren. Vom späten 11. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts durchdringen sie mit ihrem Netzwerk den Kontinent. 650 Klostergründungen in 150 Jahren sind eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte der europäischen Zivilisation. Die Mönche folgen der Regel des heiligen Benedikt und spielen fortan eine bedeutende Rolle in der mittelalterlichen Kunst und Kultur.

Das Herrenalber Gebetbuch
Als ein besonders wertvolles Exemplar zählt dazu das Herrenalber Gebetbuch. Es ist eine der wenigen erhaltenen Handschriften, die als Einzelexemplar ausschließlich der individuellen, „stillen“ Andacht eines Gläubigen diente und bis heute in seiner ursprünglichen Form erhalten ist. Ein notariell beglaubigtes Faksimile ist als „Juwel aus der Zeit der Zisterzienser“ in originalgetreuer Reproduktion im Ziegelmuseum Bad Herrenalb zu sehen.
Das Paradies
Durch die wechselvolle Geschichte des Klosters wurden die Klostergebäude fast völlig abgetragen. Vom ehemaligen Zisterzienserkloster Herrenalb zeugt lediglich die spätromanische Vorhalle, das Paradies, sowie der hochgotische Chor mit Netzgewölbe, dessen Maßwerkfenster auf die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts datiert sind. Als stummer Zeuge der Vergangenheit begeistert das „Paradies“ mit seiner Ruinenlandschaft und erzielte bei der deutschlandweit einzigartigen Premiere von „Color the World“ 2021 mittels magischem Lichterzauber weit mehr als 35.000 Besucher bei den nächtlichen Beleuchtungen.
Die Klosterkirche
Die heutige Klosterkirche entstand 1739 auf der Achse der romanischen dreischiffigen Säulenbasilika. An den hochgotischen Chor aus dem Jahr 1427 wurde einfach ein rund 12 m kürzeres Langhaus mit einem barocken Turm für die evangelische Kirchengemeinde angebaut. Die Gedenksteine für die ersten Zisterzienseräbte sind im Chorraum aufgestellt und verweisen auf die Geschichte des Gotteshauses im Mittelalter. Seine heutige Gestalt erhielt das innere Kirchenschiff nach der Renovierung im Jahr 1903. Zu den bedeutendsten Kunstwerken der Kirche zählt das Grabmal des badischen Markgrafen Bernhard I. aus rotem Buntsandstein. Der 1431 verstorbene Markgraf ist in Ritterrüstung lebensgroß dargestellt, und Engelspaare halten Helm und Schild. Die historische Walcker Orgel stammt aus dem Jahr 1868 und musikalische Veranstaltungen wie „Klassik im Kloster“ und der Mönchs-Chor des Männergesangsvereins knüpfen an die große Tradition des Klosters an, das im Mittelalter zum geistigen Zentrum im Nordschwarzwald zählte. Seit 2010 ist die Evangelische Kirchengemeinde Bad Herrenalb Mitglied der „Charte européenne des Abbayes et Sites Cisterciens“, einem Netzwerk der Zisterzienserklöster Europas. Getreu dem Leitspruch der Zisterzienser „Die Tür ist offen, das Herz noch weit mehr“ soll der an der Straße der Zisterzienser gelegene Ort den Grundgedanken des Ordens lebendig erhalten.
Die Wunderkiefer
Bemerkenswert ist die im Jahr 1822 aufgekeimte große Kiefer, die sich in der Mitte des Bogendurchgangs emporgearbeitet hat und dort seit mehr als 200 Jahren als „Wunderkiefer“ in schwindelerregende Höhen emporgewachsen ist. Durch Bohrungen am Baumstamm konnte das Alter anhand der Jahresringe ermittelt werden. Das Naturwunder ragt nicht nur stattliche zwölf Meter in die Höhe, sondern thront zudem - scheinbar ohne Kontakt zum Erdreich - auf dem knapp sechs Meter hohen Torbogen der romanischen Vorhalle, die als „Paradies“ zum einstigen Zisterzienserkloster Bad Herrenalb zählt. Das außergewöhnliche Wachstum ist der zweischaligen Bauweise der Mauer geschuldet, wodurch die Kiefer ihre Wurzeln links und rechts des Stammes durch das Mauerwerk bis in den Boden hineintreiben konnte.
Der Klosterpfad
Nur unweit von Herrenalb entfernt haben die Grafen Eberstein im 12. Jahrhundert das Kloster Frauenalb zur Versorgung von unverheirateten Adelsdamen gestiftet. Heute sind die monumentalen Ruinen, die nach einer wechselvollen Geschichte und dem großen Brand von 1853 als denkmalgeschützte Reste des einstigen Benediktinerklosters übrig geblieben sind ein Blickfang für alle, die das idyllisch gelegene Albtal besuchen. Seit 1986 ist das Areal öffentlich zugänglich. Mit einem angenehm zu begehenden „Klosterpfad“ sind die jeweils am Flüsschen Alb gelegenen Klöster bequem zu erkunden. Spannend und eindrucksvoll zugleich ist dabei die alte Grenzmarkierung, denn auf dem Weg verlässt man das einstige Königreich Württemberg und wandert über die Grenze in das ehemalige Großherzogtum Baden. Für Wanderungen mit Kindern weisen Rätsel den Weg, auf dem zudem Wissenswertes rund um Mönche und Nonnen vermittelt wird. Auf insgesamt elf Stationen sind dreizehn Aufgaben zu lösen. Die Kinder suchen nach bestimmten Gegenständen, um Lösungsworte in ihr Rätselheft einzutragen. Dabei ist nicht nur Geschicklichkeit und Wissen, sondern auch Teamwork erforderlich. Denn einzelne Buchstaben sind auch bei interaktiven Stationen zu entschlüsseln, wobei auf spielerische Art und Weise eine Zeitreise durch die Jahrhunderte zu erleben ist.